Der Zuzug junger Familien nach Karlshorst sorgt für eine starke Nachfrage nach Kita-Plätzen. Was wollen Sie tun, um die unbefriedigende Situation für Familien zeitnah zu verbessern?
Gregor Költzsch (SPD): Das Thema Kita ist für Familien in Karlshorst eines der wichtigsten. Als Vater von zwei Kindern kenne ich die Probleme aus eigener Erfahrung. Insgesamt fehlen in Lichtenberg über 1000 Kitaplätze, um die angestrebte 80%-ige Versorgung zu erreichen. Zwar wurden seit 2009 über 500 neue Plätze geschaffen. Der staatliche Kitaeigenbetrieb Nordost, in dessen Aufsichtsrat Bürgermeisterin Emmrich sitzt, hat hierzu lediglich 65 Plätze beigetragen, obwohl er über ein Viertel aller Kitaplätze im Bezirk betreibt. Ich möchte, dass gerade öffentliche Träger ihre Verantwortung für die Versorgung stärker übernehmen. Neben den Kitaplätzen möchte ich mich für mehr Tagespflegeplätze in Karlshorst einsetzen. Um eine wohnortnahe Kitaversorgung in Karlshorst zu ermöglichen, fordere ich ein vom Bezirk koordiniertes Vergabeverfahren, das den Eltern transparent macht, wann und wo ein wohnortnaher Kitaplatz erhältlich ist. Neben der Quantität muss aber auch die Qualität stimmen. Kitas sind Bildungseinrichtungen! Ein zentrales Instrument dafür ist der gesetzliche Betreuungsschlüssel, der von den Trägern eingehalten werden muss! Oft kann aber die zugelassene Zahl an Kitaplätzen nicht besetzt werden, weil Erzieherinnen und Erzieher fehlen. Deshalb muss dieser Beruf attraktiver werden, vor allem durch bessere Bezahlung. Eine gute Kitaversorgung ist auch wichtig für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Wiedereinstieg in den Beruf wird oft durch Unsicherheit bezüglich eines Kitaplatzes erschwert.
Ringo Bronkalla (FDP): Es ist schön, dass sich viele Familien mit Kindern in Karlshorst niedergelassen haben. Darauf zielte sicher auch die Politik des Bezirksamtes ab, als es Flächen für den Bau von Wohnungen und Häusern verfügbar machte. Damals hatte man vermutlich vergessen, dass auch eine vernünftige Infrastruktur (Schulen, Kitas, Spielplätze etc.) für Familien geschaffen werden muss. Ad-hoc ist die Situation sicher nicht zu verbessern. Aus meiner Sicht können hier nur Freie Träger kurzfristig zu einer Entlastung durch mehr Kita-Plätzen beitragen. Das kann aber nur unter aktiver Unterstützung von behördlicher Seite gelingen, in dem erforderliche Anträge zügig bearbeitet und Genehmigungen zeitnah erteilt werden.
Harald Wolf (Die Linke): Ich freue mich über den Zuzug von Familien, weil es die Attraktivität Karlshorsts unterstreicht. Die rege Bautätigkeit macht jedoch auch neue Kitaplätze erforderlich. Jüngst entstanden sind Kindertagesstätten in der Wandlitzstraße und in der Dorotheastraße. Saniert wurde die Kita in der Honnefer Straße. Neue Kitas mit insgesamt 250 Plätzen sind für die Treskowallee und den Carlsgarten geplant. Diese sollen im Jahr 2012 zur Verfügung stehen. Auch in unmittelbarer Nähe entstehen weitere Kitaplätze, so z.B. in der Volkradstraße, Ribbecker Straße, Erieseering und der Sewanstraße mit über 300 Plätzen. Diese Investitionen in die Zukunft werden den derzeitigen Versorgungsgrad mit Kitaplätzen von derzeit 65 % auf 75 % erhöhen.
Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen): In ganz Lichtenberg werden in den nächsten 2 Jahren rund 1.000 Kita-Plätze benötigt. Die Kapazitäten der bestehenden Kitas müssen daher erweitert werden, es werden aber auch neue Kitas gebaut werden müssen. Die Lichtenberger Grünen regen darüber hinaus die Schaffung von Multifunktionshäusern an, die sowohl als Kitas als auch als Schulen genutzt werden können. Dann könnte zukünftig auf Bedarfsschwankungen besser und schneller reagiert werden. Die Forderungen des Kita-Volksbegehrens – Verbesserung des Verhältnisses zwischen pädagogischem Personal und Kindern sowie Ausdehnung der Regel-Kitazeit – wurden durch Bündnis 90/ Die Grünen von Beginn an unterstützt, einige der wesentlichen Hauptforderungen sind schrittweise umgesetzt.
Fabian Peter (CDU): In Karlshorst sowie in anderen Teilen Berlins ist eine erfreuliche Entwicklung der Geburtenraten zu verzeichnen. Diese Entwicklung wurde seitens Rot-Rot im Land als auch im Bezirk über Jahre hinweg verschlafen. Besonders bezeichnend hierfür ist der Bericht von Senator Jürgen Zöllner (SPD) im Jugendausschuss des Abgeordnetenhauses am 25.08.2011, bei dem er eine statistische Panne einräumt und mitteilt, dass bis zum Jahr 2015 nicht – wie bisher angenommen – 9.000 Plätze, sondern 23.000 Plätze(!) neu geschaffen werden müssen. Was Senator Zöllner erst in den letzten Wochen seiner Amtszeit als Problem erkennt, erleben viele junger Eltern bereits seit Längerem nahezu täglich bei der Suche nach einem Kita-Platz. Hier muss es endlich – und zwar sehr schnell – eine gemeinsam vom Senat und den Bezirken aufeinander abgestimmte Kita-Planung geben. So brauchen wir: 1. Eine massive Ausweitung der Ausbildungs- und Studienplätze für angehende Erzieherinnen und Erzieher (u.a. auch an der Kath. Hochschule in Karlshorst), denn ohne geeignetes Fachpersonal laufen jegliche Folgewirkungen ins Leere. Bewerber hierfür gibt es genügend. – 2. Einen Runden Tisch mit Freien Trägern, um ein gemeinsames Konzept für den schnellen Aufbau neuer Kita-Einrichtungen zu erarbeiten. – 3. Eine Aktivierung von entsprechenden dauerhaften und temporären Räumlichkeiten durch den Bezirk. – 4. Eine systemgestützte Vermittlungsbörse für Kita-Plätze, um eine bessere Koordination und Transparenz bei der Vergabe sicherzustellen.