Der 11. November 2014 sah wieder einen sehr gut gefüllten Saal im Kulturhaus Karlshorst. Die traditionelle Einwohnerversammlung Bauen und Verkehr des Bürgervereins zog wieder viele Karlshorsterinnen und Karlshorster an, die sich für das Werden des Ortsteils interessieren.
Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler und Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel standen zur Verfügung, um die vielen Fragen so gut wie möglich zu beantworten. Und das war nicht immer so ganz einfach bei den Dauerthemen „Brückenbau“ und „Tangentialverbindung Ost“ (TVO).
In seiner Einführung fasste unser Mitglied André Nowak, der den Runden Tisch Bahnbrücke leitet, die bisherigen Erfolge trotz 15jähriger Diskussion um die Brücke schlicht als „mager“ zusammen. Die Bauzeit und etliche offene Probleme bestätigen ihn in dieser Einschätzung, so z.B. die unklare Planungslage bei der Gleisführung der Straßenbahn unter der Brücke.
Einen Rückschlag musste er ebenfalls verkünden. Die Pendelstützen (sog. Hartung’sche Säulen), also die historischen Brückenpfeiler, sollten – so lautete die bisherige Absprache mit der Bahn – in die Gestaltung der Bahnhofshalle integriert werden. Die dafür vorgesehene Stelle wurde nun aber als Werbefläche verkauft.
Mehr Anlass zum Optimismus gibt es bei der TVO. Seit dem 30. Juli läuft das Planfeststellungsverfahren. So weit war die Entwicklung hierbei noch nie.
Moderiert vom Vorsitzenden des Bürgervereins, Dr. Andreas Köhler, gaben unsere beiden Gäste Staatssekretär Gaebler und Bezirksstadtrat Nünthel einen Überblick über das Geschehen.
Hier das Wichtigste in Kurzform:
Mitte 2018 „könnte“ das Projekt Bahnbrücke fertig sein. Wichtig seien dabei kurze Umsteigebeziehungen von der Tram zur S-Bahn bzw. umgekehrt. Die Wasserbetriebe würden jetzt mit der Planung beginnen, also vor dem noch ausstehenden Planfeststellungsbeschluss, der auch die Gleisführung und Haltestellenlage der Tram festschreibt. Das Risiko des früheren Beginns ist aber aufgrund des Planungsfortschrittes bei der BVG vertretbar, zumal der Senat zur Risikoübernahme bereit ist.
Der Bezirk kann hier nur wenig Einfluss nehmen, drängt aber auch, zumal frühere Planungen von einem Fertigstellungstermin 2016 ausgingen.
Eine Alternativlösung zur Haltestellenlage schlug der ehemalige Hohenschönhauser Baustadtrat und Verkehrsplaner Dr. Axel Rackow vor, die kontrovers diskutiert wurde. Die alte Frage blieb eben: Gleise in der Mitte verlaufen lassen oder zu den Straßenrändern verschwenken? Hier gingen auch die Meinungen der anwesenden Bürger auseinander.
Der Senat überlegt nun, eine Steuerungsgruppe auf Landesebene einzurichten, damit die Koordinierung besser klappt als zuvor.
Bei weiteren Verhandlungen mit der Bahn, um die der Bürgerverein sich bemüht, soll künftig auch das Bezirksamt Lichtenberg einbezogen werden. Wenn der Bezirk freie Hand bekommt, kann sich Bezirksstadtrat Nünthel vorstellen, dass im kommenden Jahr zumindest die historischen Pendelstützen aufgestellt werden. Immerhin etwas.
Einen Planfeststellungsbeschluss für die TVO sieht Staatssekretär Gaebler möglicherweise erst in der nächsten Wahlperiode. Eine Fertigstellung der Straßenverbindung wäre damit aber noch vor 2020 denkbar. Im Planfeststellungsverfahren werden alle möglichen Varianten der Straßenführung geprüft. Favorit des Senats ist derzeit die Ost-Trasse, die ihm aus verkehrlicher Sicht am vernünftigsten erscheint. Wahrscheinlich ist auch eine Vierspurigkeit der TVO. Geprüft wird auch, ob es Quer- und Stichanbindungen auf Karlshorster Gebiet geben wird, gewollt ist dies aber nicht unbedingt. Mindestens 80 Millionen Euro soll das Ganze einmal kosten.
Ein aktueller Stand zum Regionalbahnhof Karlshorst wurde ebenfalls verkündet: Der Halt im Ortsteil soll so lange bestehen bleiben, bis der Regionalbahnsteig in Ostkreuz in Betrieb geht, also voraussichtlich 2017. Dann ist wohl Schluss in Karlshorst mit dem Regio. Entgegen dem bisherigen Standpunkt der Bahn soll nun aufgrund der Bestellung durch das Land aber doch ein Regionalhalt in Köpenick erfolgen und dafür ein neues Gleis gelegt werden.
Auch die Presse war bei unserer Einwohnerversammlung anwesend und berichtete. Noch am gleichen Abend veröffentlichte das Bezirks-Journal einen ausführlichen Artikel, den Sie hier finden:
http://bezirks-journal.de/2014/11/11/treskowallee-neue-bahnbruecke-alte-probleme/
Zu finden ist die Veranstaltung aber auch unter http://www.lichtenbergmarzahnplus.de/nadeloehr-treskowallee-bleibt/
Übrigens war ja der 11.11.: Zum Ende der Veranstaltung gab es dann noch Pfannkuchen, solange der Vorrat reichte!